Grosszügiges Trinkgeld für die Bank
- Harry Büsser
- 29. Mai 2019
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Juni 2019
Wenn es um das Trinkgeld für das Servicepersonal geht, finden viele Gäste 50 Rappen schon spendabel. Wenn es aber um 0,7 Prozentpunkte Unterschied für den Banker geht, finden sie das bedeutungslos und denken nicht länger darüber nach. In solchen Momenten würde ich gerne laut werden: Lernt Zinsrechnen!
Ja, die Unterschiede zwischen den Kosten von einzelnen Finanzprodukten wie Anlagefonds, Hypotheken und weiteren Bankdienstleistungen erscheinen oft gering. Sie werden oft in Bruchteilen von Prozenten angegeben: 0,9 Prozent oder 0,2. Was ist da schon der Unterschied?
Aus wenigen Prozentpunkten Unterschied wird über die Zeit sehr viel Geld – Zinseszins! Aber der Menschen ist einfach nicht fähig, das intuitiv zu erfassen, er (oder sie) muss es wirklich rechnen.
Ob Sie bei der einen Bank 0,9 Prozent für die Verwaltung ihres Fonds zahlen oder woanders nur 0,2 Prozent macht eine Differenz von 0,7 Prozentpunkten. Daraus kann bei einem Anlagebetrag von 100'000 Franken über 10 Jahre locker ein Sparbetrag von 10’000 Franken oder mehr resultieren*. Bei 200'000 Franken sind es bereits 20'000 Franken. Zum Vergleich: Mit diesem Betrag könnte man zehn Jahre lang täglich Trinkgelder von 5.50 Franken für einen Kaffee verteilen. De facto erhält der Banker genau dieses grosszügige Trinkgeld. Ich habe wirklich nichts gegen Grosszügkeit. Aber wundern Sie sich einfach nicht mehr, warum der Banker Porsche fährt und der Serviceangestellte Fiat Panda.
*Gerechnet bei einer Rendite von 4,2 Prozent vor Kosten. Meist sind die Kosten für die Vermögensverwaltung deutlich höher als 0,9 Prozent. Da liegen dann auch mehr Einsparungen drin. Bei nicht unrealistischen Kosteneinsparung von 1,3 Prozentpunkten, liegen auf zehn Jahre mit 100'000 Franken Anlagevermögen Kosteneinsparungen von 18'000 Franken drin.

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